Kitzbüheler Anzeiger
14.01.2018
News  
 

Aufmarsch gegen Brückenbau

Der Grüne Gemeinderat Florian Pointner rief zur Demonstration gegen die Neubaupläne der Kohlhoferbrücke auf.

Reith | Kein Weiterkommen für die Autos: die Kohlhoferbrücke war am Sonntag zwischen 9 und 15 Uhr gesperrt. Grund dafür war eine Bürgerversammlung, zu welcher der Grüne Gemeinderat Florian Pointner aufrief. Bürger machten gegen den geplanten Neubau der Brücke sowie der damit einhergehenden Enteignung von Grundstückseigentümer Johann Jöchl mobil. Autofahrer, welche die Hinweisschilder übersehen hatten, wurden von der Polizei zur Umkehr aufgefordert.

Gegner sagen Brücke sei zu groß geplant

Beim Lokalaugenschein um 10.30 Uhr waren in etwa 25 Bürger anwesend, die der Kundgebung von Gemeinderat Pointner lauschten. „Ich bin positiv überrascht, dass so viele Menschen gekommen sind, um mich zu unterstützen“, so Grundeigentümer Jöchl. Er hofft, dass die Bürger nun aufwachen, wie er dem Kitzbüheler Anzeiger erklärt: „Es geht um die Dimension der Brücke. Ich will mir nicht vorwerfen lassen müssen, ich hätte mich nicht gewehrt.“

Die Dimensionen der vom   Land Tirol geplanten Brücke betragen 10,45 Meter Brückenbreite, 8,20 Meter gesamte Fahrbahnbreite und 1,50 Meter Gehsteig – sie sorgen seit Bekanntwerden für Diskussionen. Die Verantwortlichen verweisen auf die gesetzlichen Vorgaben im Straßen- und Brückenbau.  

„Es geht um unsere Lebensqualität“

Schützenhilfe bekommt Jöchl von GR Florian Pointner, der ein vehementer Gegner des Neubaus ist. Er befürchtet, dass der Schwer- und Durchzugsverkehr Reith überrollen wird: „Dass laut den Planungsunterlagen zwei Sattelzüge zügig aneinander vorbeifahren könnten, macht mich mehr als skeptisch. Es geht mir nicht um Macht, sondern um die Lebensqualität im Ort sowie die Gesundheit unserer Kinder.“ Laut eigenen Angaben, hat er über 500 Unterschriften gegen den Neubau gesammelt. Mittels Spenden finanziert Pointner auch den Rechtsstreit des Enteignungsverfahrens.

„Ärgernis für Touristen und Einheimische“

Die Gemeindeführung sprach sich mehrheitlich für den Neubau, aber gegen die  Enteignung von Johann Jöchl aus. Warum soll die Brücke neu gebaut werden? Die Holzbrücke ist stark sanierungsbedürftig, das bestätigt auch ein Gutachten, welches von der Gemeindeführung in Auftrag gegeben wurde. Außerdem ist die einspurige Brücke, laut Kuratorium für Verkehrssicherheit, ein Unfallhäufungspunkt, der schon lange beseitigt werden sollte. „In Hinblick auf die Unfallstatistik und den Zustand der Brücke ist es schlichtweg unverantwortlich, hier nichts zu tun“, sagt Vize-Bürgermeister Josef Rehbichler. Er fragt sich, warum man die Brücke an einem Sonntag gesperrt hat: „Wenn man schon gegen den Schwerverkehr auftritt, der aber auch der Wirtschaft im Ort dient, sollte man die Brücke an einem Wochentag sperren, wo LKWs fahren. So war es nur ein  Ärgernis für Touristen und Einheimische.“

„Konstruktive Arbeit, nicht Aktionismus“

Bürgermeister Stefan Jöchl meint dazu: „Es ist die Aufgabe der Exekutive, der Landesverwaltung und der Gemeinde, Demonstrationen zu ermöglichen, egal zu welchem Thema. Es gibt ein Grundrecht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit, die Kosten dafür übernimmt die Allgemeinheit. Wir arbeiten mit Verkehrsplanern an Maßnahmen, um die Verkehrssicherheit auf der L202 zu verbessern und ein überproportionales Ansteigen des Durchzugsverkehrs zu verhindern. Dies versuchen wir durch konstruktive Arbeit und nicht durch Aktionismus.“

Gemeinderat Florian Pointner hat unterdessen im Rahmen der Bürgerversammlung unter Applaus bereits angekündigt, weitere Aktionen gegen den Brückenneubau anzuzetteln.
Johanna Monitzer

Aus meiner Sicht: Bleiben wir bei den Fakten
Reith | Wenige Tage vor  der Bürgerversammlung bat der Grüne Gemeinderat Florian Pointner die örtlichen Medienvertreter zu einer Pressekonferenz, in der er über den anstehenden Gerichtstermin am 10. Jänner für das Enteignungsverfahren informierte. Eine klassische Ente oder wie man heute sagt „Fake News“ – denn es gibt noch gar keinen Termin für dieses Verfahren.
Auch die von Pointner organisierte Bürgerversammlung wurde zunächst unter dem Credo ausgerufen, dass nun das Enteignungsverfahren anstehe. Als Pointner in seiner Kundgebung bei der Bürgerversammlung dann erklären wollte, dass Reith schon jetzt die höchste Feinstaubbelastung in Tirol aufweise (jeder Anrainer entlang der Inntalautobahn hätte einen Lachkrampf bekommen), platzte einem Journalistenkollegen verständlicherweise der Kragen.
Populismus, Halbwahrheiten und falsche Informationen dienen der Sache nicht. Wie immer man zum Neubau der Kohlhoferbrücke auch stehen mag, bleiben wir bitte bei den Fakten!
Johanna Monitzer
monitzer@kitzanzeiger.at

 
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