Kitzbüheler Anzeiger
15.09.2017
News  
 

Asylplätze werden weiter reduziert

Immer weniger geflüchtete Menschen erreichen Österreich. Die Tiroler Sozialen Dienste prüfen, welche Standorte geschlossen werden können. In St. Johann stehen Schließungen von zwei Häusern im Raum.

St. Johann | Vor zwei Jahren wurde in ganz Tirol verzweifelt nach Unterkünften für geflüchtete Menschen gesucht. Die Gemeinden wurden dazu aufgerufen, Räumlichkeiten zu organisieren. Den meisten Druck im Bezirk bekam die Marktgemeinde St. Johann zu spüren. Der Bund drohte damit, das Durchgriffsrecht anzuwenden. Massenunterkünfte standen im Raum, die die Gemeindeführung aber mithilfe der Unterstützung von Bürgern abwenden konnte.

So wurden insgesamt vier Häuser vor gut einem Jahr für rund 120 Menschen zu Unterkünften umfunktioniert, zwei davon werden von Unternehmerfamilien zur Verfügung gestellt. Die beiden anderen Gebäude am Schwimmbadweg, die ehemalige Pension Riedl und das benachbarte Musikheim befinden sich im Gemeindebesitz.

Die Situation hat sich verändert

Die Unterkünfte am Schwimmbadweg sowie eines der Privathäuser sollen nun geschlossen werden. Gespräche dazu laufen, bestätigen die Tiroler Sozialen Dienste (TSD). „Gegenwärtig versuchen wir entsprechend der veränderten Situation zu reagieren. Damit kann eine allfällige Beendigung der Standorte nicht ausgeschlossen werden“, teilt Georg Mackner, zuständig für die Kommunikationsarbeit bei den TSD, mit. Die Situation hat sich dahingehend verändert, dass immer weniger geflüchtete Menschen Österreich erreichen.

Fast 50 Prozent der Asylplätze in St. Johann

Bürgermeister Stefan Seiwald erklärt, dass sich die Gemeindeführung damals ausbedungen habe, nur so lange diese hohe Zahl an Plätzen zu stellen, solange die Flüchtlingslage so dramatisch sei – was jetzt nicht mehr der Fall sei. „Bei uns in der Gemeinde sind derzeit fast 50 Prozent der gesamten Schutzsuchenden des Bezirks untergebracht und deshalb liegt es auf der Hand, dass Unterkünfte geschlossen werden“, veranschaulicht der Bürgermeister.

Wann die Häuser in St. Johann geschlossen werden, kann  aber noch nicht abgeschätzt werden. „Ein potenzielles Ende hängt noch von den Verhandlungen ab“, erklärt Mackner. Die Unterkünfte sollen dann schrittweise und möglichst „verträglich“ für die Bewohner geschlossen werden. Die TSD sind bemüht, dass die betroffenen Bewohner im Bezirk bzw. im nahen Umfeld untergebracht werden können.

 „St. Johann hat eine Vorbildwirkung“

Bereits mehrere Asylunterkünfte wurden im Bezirk geschlossen bzw. stehen kurz vor der Schließung (der Kitzbüheler Anzeiger berichtete). Falls es wieder zu einem Anstieg der um Asyl ansuchenden Menschen in Österreich kommen sollte, sieht Bürgermeister Seiwald die Gemeinde St. Johann als Vorbild. „Ich bin der Meinung, dass St. Johann vorbildhaft gezeigt hat, wie man auf menschliche Art und Weise dieser Herausforderung begegnen kann. Somit gehe ich davon aus, dass dieses Vorbild, sollte es zu einer ähnlichen Situation wie 2015/2016 kommen, dann auch von anderen Orten aufgenommen bzw. umgesetzt wird und dann nicht die Aufgabe unverhältnismäßig von St. Johann getragen werden muss“, erklärt Seiwald.

Was passiert mit dem „Riedl-Haus“?

Konkrete Nachnutzungspläne für das „Riedl-Haus“, das sich im Besitz der Gemeinde befindet, gibt es noch keine. „Die Lage, direkt zwischen Altersheim und  Kinderkrippe, gibt aber eine gewisse Richtung und gleichzeitig Zukunftsperspektive vor“, so der Bürgermeister.
Johanna Monitzer

 
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