Kitzbüheler Anzeiger
21.08.2017
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Appartementhotel ist auf Schiene

In Oberndorf sollen im Dorfzentrum 30 Ferienappartements mit ca. 176 Betten entstehen. Ein Großprojekt, das den Tourismus ankurbeln soll, aber auch Kritik erntet, denn die Appartements stehen auch zum Verkauf.

Oberndorf | Zwischen Friedhof und dem Gebäude einer regionalen Bank sollen im nächsten Frühjahr die Bagger auffahren. Die Oberndorfer Gemeindeführung ebnete in ihrer Sitzung am vergangenen Dienstagabend den Weg für die Errichtung eines Appartementhotels auf einer Fläche von 3.600 Quadratmetern. Mit einer Gegenstimme sowie einer Enthaltung wurde der Flächenwidmungsplan für das Projekt, das 30 Wohneinheiten mit ca. 176 Betten umfasst, beschlossen.

Als Projektentwickler fungiert die Anima Beteiligungs GmbH mit Sitz in Salzburg, die gerade auch  in Gosau am Dachstein ein ähnliches Vorhaben realisiert. Als Bauherr wird Michael Ehrenfried genannt. „Betrieben werden die Appartements von unseren Partnern Chaletsplus und Belvilla“, erklärt Herbert Ackerl, Geschäftsführer der Anima Beteiligungs GmbH, gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger.

Appartements können verkauft werden

Hinter dem Tourismusprojekt steht ein durchaus kompliziertes Finanzierungs- und Betreiberkonzept. Nach Fertigstellung der Appartementanlage stehen die Einheiten zum Verkauf.  Ob die Einheiten einzeln oder im Gesamtpaket angeboten werden, steht lt. Ackerl noch nicht fest. „Vielleicht behalten wir Teile auch selber, wir haben die finanziellen Möglichkeiten dazu“, so der Geschäftsführer.

Türöffner für illegale Freizeitwohnsitze?

Dass ein möglicher Verkauf der Appartements ein Türöffner für illegale Freizeitwohnsitze sein könnte, befürchtet die Gemeindeführung nicht, denn etwaige Käufer müssen ihre Appartements an Chaletsplus oder Belvilla für die nächsten 20 Jahre zu Betreibung überlassen. „Die Widmung lautet auf Beherbergungsbetrieb, eine Selbstnutzung durch etwaige Käufer oder eine längerfristige Vermietung wird damit gesetzlich unterbunden“, erklärt Bürgermeister Hans Schweigkofler (SP). Bedenken, dass illegale Freizeitwohnsitze entstehen könnten, hat der Dorfchef demnach nicht. „Das wird  alles vertraglich strikt geregelt“, betont Schweigkofler.

Verpflegung für Gäste muss angeboten werden

Auch wird in dem Widmungsparagraphen (§48 lt. TROG 2016) vom Land Tirol verpflichtend eine Verpflegung der  Gäste vorgeschrieben. Es muss also ein Restaurantbetrieb oder Ähnliches gebaut werden. „Wir wollen hier mit der örtlichen Gastronomie zusammenarbeiten und hoffen, einen Betreiber für das Restaurant in Oberndorf zu finden“, erklärt Geschäftsführer Ackerl. Gespräche mit Interessenten laufen bereits.

„Oberndorf braucht mehr Betten“

Der Bürgermeister sieht in dem Großprojekt eine Chance für Oberndorf, denn der Gemeinde fehlen Gästebetten. „Wir haben das Konzept genau geprüft und wissen welche Bedeutung so ein Bauvorhaben im Ortszentrum hat, aber wir benötigen dringend Betten. Nicht nur Großveranstaltungen, wie das Spartan Race, stellen das immer wieder unter Beweis“, veranschaulicht Schweigkofler.

Kein einstimmiger Beschluss für das Projekt

Gemeinderat Christian Hopfensperger (VP) will sichergestellt haben, dass die Erweiterung des Friedhofs und die  Nutzung des Parkplatzes weiterhin möglich sind. „Das ist gesichert“, betont Bürgermeister Schweigkofler.

Keine Freude mit dem Konzept hat Gemeindevorstand Hansjörg Landmann (VP). „Tourismus ist wichtig für die Wirtschaft, aber bei diesem Finanzierungs- und Betreiberkonstrukt bleibt es für mich ein Spekulationsobjekt. Ich kann hier nicht zustimmen“, so Landmann. Der Gemeindevorstand  stimmte als Einziger gegen das Projekt.

Nächster Schritt: Bebauungsplan

Die beschlossene Widmung liegt nun beim Land Tirol zur Prüfung. Wenn keine Stellungnahmen dazu eingehen, dann geht es an die Erlassung eines Bebauungsplanes. „Läuft alles nach Plan, könnten wir im Frühjahr schon mit dem Bau beginnen und nächsten Winter eröffnen“, nennt Geschäftsführer Ackerl einen ambitionierten Zeitplan. Beim Bauvorhaben möchte man vor allem mit örtlichen Firmen zusammenarbeiten. „Es ist uns wichtig, ein Projekt mit Oberndorf zu verwirklichen. Wir werden so weit als möglich auf regionale Betriebe zurückgreifen“, betont Ackerl.

Das Investitionsvolumen für das Appartementhotel wird mit rund 16 Millionen Euro beziffert.
Johanna Monitzer

Bild: Im Ortszentrum von Oberndorf soll eine Ferienappartement-Anlage mit 30 Einheiten gebaut werden. Das Land Tirol schreibt auch den Betrieb eines Restaurants vor.    Visualisierung: Anima Beteiligungs GmbH

 
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