Apotheke im Ort gewünscht
Hausapotheken in allen Einarztgemeinden ohne Einschränkung werden gefordert. Diese Initiative zur Sicherung der Landmedizin wird durch Vorschläge der Bundeswettbewerbsbehörde unterstützt.
Oberndorf | Rund 300.000 Menschen in Österreich leben in Gemeinden, die zwar einen Hausarzt haben, aber keine Versorgung mit Medikamenten vor Ort. „Allein in Tirol sind 25 Gemeinden von diesem Missstand betroffen. Davon mit Oberndorf, Kirchdorf und Going drei Gemeinden rund um St. Johann“, erläuterte Markus Lechner, Jurist der Initiative Plattform Einarztgemeinde, im Rahmen einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Zukunft der Landmedizin“.
100 Hausarztstellen in Österreich unbesetzt
„Und die Probleme sind vielschichtig“, so Lechner weiter. „Mittlerweile sind schon fast 100 Hausarztstellen in ganz Österreich unbesetzt, etwa 40 Prozent davon in Orten oder Gemeinden ohne Medikamentenversorgung.“ Die Initiative setzt sich daher für eine Gesetzesänderung in dieser Angelegenheit ein. „Unsere Forderung zur Sicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum lautet, ärztliche Hausapotheken in allen Einarztgemeinden ohne Einschränkungen, wie etwa sinnlose Kilometergrenzen zu ermöglichen“, führt Lechner aus.
Bürgermeister Hans Schweigkofler kennt die Probleme der Bevölkerung: „Während meiner Amtsjahre haben wir viele Befragungen gemacht. Und immer war ein Wunsch der Bevölkerung auf der Liste ganz oben. Und zwar der nach einer Versorgung mit Medikamenten vor Ort.“ Laut Schweigkofler kommt dieser Wunsch vor allem von jungen Familien sowie Seniorinnen und Senioren. „Doch wir sind trotz starkem Wachstum zu klein für eine öffentliche Apotheke und für eine Hausapotheke nicht weit genug von St. Johann entfernt. Wir fallen also durch den Rost“, sagt Schweigkofler.
Initiative Plattform Einarztgemeinde
Ein Großteil der betroffenen Gemeinden hat sich der Initiative Plattform Einarztgemeinde bereits angeschlossen und eine Petition aufgelegt, mit Hilfe derer sich die betroffenen Bürger mittels Unterschrift beteiligen können. Markus Lechner: „Unser Vorschlag wurde zwischenzeitlich von zahlreichen Institutionen aufgenommen, etwa von der Bundeswettbewerbsbehörde. Von dort heißt es ganz klar und deutlich, dass es nicht nachvollziehbar sei, warum ein Patient auf dem Land nach dem Hausarztbesuch noch mehrere Kilometer bis zur nächsten öffentlichen Apotheke für die Ausgabe von notwendigen, verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zurücklegen muss.“
Die Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim zeigte sich höchst interessiert an der lebhaften Diskussion. „Für mich ist vor allem wichtig, dass die Interessen der Bevölkerung im Mittelpunkt stehen. Nichts ist schlimmer, als wenn sich die verschiedenen Berufsgruppen streiten. Als Tirolerin liegt mir sehr viel an diesem Thema, daher werde ich das auch im Petitionsausschuss vorantreiben.“
„Apothekensterben“ ist nicht zu befürchten
Auch wenn Apotheken angesichts dieses Szenarios Horrormeldungen verbreiten: Der Versorgungsauftrag und damit die wirtschaftliche Existenz von öffentlichen Apotheken sei durch Hausapotheken in allen Einarztgemeinden nicht gefährdet. „Da sind sich die Fachleute bei der Bundeswettbewerbsbehörde und den Krankenkassen ebenfalls einig. Apothekenschließungen durch diese deutliche und notwendige Verbesserung der Versorgung auf dem Land sind keinesfalls zu erwarten“, ist Markus Lechner überzeugt.
Markus Lechner (Plattform Einarztgemeinde),LAbg. Claudia Hagsteiner, NR Selma Yildirim, Hausärztin Isabella Thurner und Bürgermeister Hans Schweigkofler (v.l.). www.einarztgemeinde.at