Kitzbüheler Anzeiger
08.11.2020
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Alternativvorschläge abgelehnt

Nächstes Jahr soll in St. Ulrich das neue Rettungszentrum gebaut werden. Mitzahlen sollen auch die Gemeinde St. Jakob und Hochfilzen, deren Dorfchefs sind aber alles andere als begeistert.  
     
St. Ulrich | Bergrettungschef Sebastian Widmoser hat allen Grund zum Strahlen – in der jüngsten Gemeinderatssitzung stimmten die St. UIricher Mandatare einstimmig für den Neubau des Rettungszentrums im Bereich des Bauhofes. Über zwei Jahre hatte der St. Ulricher gekämpft, damit er und seine fast 40 Bergretter endlich ein eigenes Heim bekommen. Es soll ein Rettungszentrum für das gesamte Pillerseetal werden. Platz finden soll dort nicht nur die Bergrettung, sondern auch die Lawinenkomission, die Wasserrettung sowie der Verein IDUS (Integration durch Sport).
In den vergangenen Wochen wurden die Planungen finalisiert, auch ein Kostenplan wurde aufgestellt. Mit rund 780.000 Euro schlägt der Bau zu Buche. Im nächsten Jahr sollen dann die Baumaschinen auffahren.
Vor rund zwei Jahren mussten ja die Bergretter aus den angestammten Räumlichkeiten in der Volksschule ausziehen, weil diese für den Schulbetrieb benötigt wurden. Eine Odyssee begann, die darin gipfelte, dass die Bergretter sogar mit einer Schließung der Ortsstelle, die auch für St. Jakob und Hochfilzen zuständig ist, drohten.

Keine Räumlichkeiten für Angehörige
Die Gemeinde hatte nämlich beim Bauhof Container aufstellen lassen, die sich als absolute Katastrophe entpuppten. Die Con­tainer seien feucht, die teuer angeschafften Ausrüstungsgegenstände, wie Seile, aber auch die Funktechnik usw., werden kaputt, klagten die Retter schon nach ein paar Monaten. Schließlich ginge es hier um Menschenleben. Es fehlen auch Sanitäranlagen sowie ein Raum für die Betreuung von Angehörigen. Immerhin arbeite man freiwillig über 4.000 Stunden im Jahr und betreue 90 Kinder in Kletterkursen, klärte damals Ortsstellenleiter Sebastian Widmoser den Gemeinderat auf. Auch wenn die Retter einräumten, dass der Platz für die Bergretter beim Bauhof ideal sei. Nur die Unterkünfte selbst seien es eben nicht. Der Hubschrauber könne dort „diskret“ landen, also ohne Gaffer, wie es im Dorf oft der Fall war. Überdies ist er auch in der Nähe des „Hot­spots“ Buchensteinwand.

Inzwischen herrscht zumindest in St. Ulrich zwischen Gemeinde und Bergrettung wieder Eitel Wonne, wie der einstimmige Beschluss in der jüngsten Sitzung zeigt. Ein Finanzplan für das 780.000 Euro teure Projekt liegt bereits vor. So sollen 261.000 Euro dank einer Covid-Sonderförderung des Landes aufgebracht werden. Eine Bausteinaktion sowie Eigenleistungen sollen 280.000 Euro bringen. Außerdem nimmt die Gemeinde ein Darlehen auf.
Doch auch die Nachbargemeinden St. Jakob und Hochfilzen sollen – geht es nach den St. Ulrichern – ihr Scherflein beitragen. Im Finanzplan sind 122.000 Euro als Beitrag vorgesehen.

Hochfilzens Ausschuss sieht Projekt kritisch
Doch Hochfilzenes Bürgermeister Konrad Walk, der auch für seinen St. Jakober Kollegen Leonhard Niedermoser spricht, ist alles andere als begeistert. Es sei mit ihnen bisher gar nicht richtig über das Projekt gesprochen worden und auch Anträge liegen noch keine vor. Zwar habe seine Kollegin Lackner bereits die finanziellen Vorstellungen präsentiert. Allerdings seien damals die zu erwartenden Förderungen noch nicht eingearbeitet gewesen.

Dass es jetzt gleich ein Neubau sein muss, ist für die zwei Dorfchefs überdies ein weiterer Grund für Unmut. „Es hätte Alternativmöglichkeiten gegeben. So hätte in St. Jakob ein Gebäude zur Verfügung gestanden, das man hätte leicht adaptieren können“, klärt Walk auf. Auch in Hochfilzen habe es Möglichkeiten gegeben. Das sei aber von den St. Ulrichern abgelehnt worden, schüttelt Walk den Kopf. Gerade in Zeiten wie diesen sollte man aber schon auf das Geld schauen, hat der Hochfilzener da wenig Verständnis. Es sei kein Geheimnis, dass etwa der Bauausschuss in Hochfilzen dem Projekt kritisch gegenübersteht. Die beiden Bürgermeister warten jetzt vorerst auf die Anträge aus der Nachbargemeinde. Dann würden die jeweiligen Gemeinderäte darüber zu befinden haben, so Walk. Derzeit ist daher alles noch offen. Margret Klausner

Bild: Bergrettungschef Sebastian Widmoser präsentierte den St. Ulricher Gemeinderäten die Pläne für das Rettungszentrum. Mit rund 780.000 Euro schlägt das Projekt zu Buche. Foto: Klausner

 
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