Kitzbüheler Anzeiger
22.10.2019
News  
 

Alpin-Sommer verlief glimpflich

Im heurigen Sommer starben 61 Menschen bei Unfällen in den Tiroler Bergen, zwei davon im Bezirk Kitzbühel. 105 Bergsportler erlitten Unfälle.

Kitzbühel |Der Boom ist ungebrochen – gerade an den schönen Wochenenden werden Wilder Kaiser, Kröndelhorn und Co. von tausenden Wanderern und Kletterern gestürmt. Da heißt es aufpassen, damit die schöne Bergtour nicht im Krankenhaus endet. Auch die Bergretter und Alpinpolizisten sind an diesen Tagen gefordert.
Vergangene Woche präsentierte Karl Gabl, der Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit, gemeinsam mit Tirols oberster Bergretter Hermann Spiegl sowie dem Tiroler Chef der Alpinpolizei, Viktor Horvath, die Unfallstatistik der Sommermonate. Demnach wuchs die Zahl der Verunfallten tirolweit von 994 im Jahr 2018 auf heuer 1.013 an. Es wurden zwischen 1. Mai und 30. September in Tirol so viele Verletzte und Tote wie noch nie in den vergangenen zehn Jahren registriert.

„Relativ ruhiger“ Sommer im Bezirk
Hinter den Einsatzkräften des Bezirkes Kitzbühel liegt entgegen dem Landestrend ein „relativ ruhiger Sommer“, wie nicht nur der Chef der Alpinpolizei, Martin Hautz, betont. Auch der Chef der Bergrettung, Peter Haidacher, stimmt ihm zu.
Zwei Menschen starben in den Bergen des Bezirks, einer beim Klettern, einer beim Wandern in Kirchberg bzw. im Wilden Kaiser – 105 Alpinunfälle wurden in den vergangenen fünf Monaten registriert, einer mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Insgesamt wurden 85 Bergsportler verletzt. Vor allem im Mountainbike-Bereich seien die Unfälle in den vergangenen Jahren angestiegen, informiert Hautz. 25 Biker waren heuer in Unfälle am Berg verwickelt.
Hautz fiel zudem auf, dass in den vergangenen Jahren die Kletterunfälle rückläufig sind. Die Leute sind besser vorbereitet und auch an der Ausrüstung gäbe es nichts zu bemängeln. Natürlich komme es schon immer wieder vor, dass der Umstieg von der Kletterhalle in den alpinen Bereich unterschätzt wird. Ein Thema, das die Retter schon manches Mal an die Grenzen bringt, ist die Überforderung mancher Bergfreunde. „Da fragt man sich schon, was denen da einfällt“, schüttelt der erfahrene Alpinpolizist den Kopf, angesichts so manchen Wanderers, der glaubt, auf der Fleischbank im Wilden Kaiser herumkraxeln zu müssen.

Weniger Suchaktionen im Bezirk Kitzbühel
Tirolweit war für die Experten vor allem der Zuwachs an Suchaktionen erschreckend. Zwischen 1. November 2018 und 29. September 2019 wurden im alpinen Gelände in Tirol 124 Suchaktionen verzeichnet, ist in der Jahresstatistik zu lesen. Im selben Zeitraum ein Jahr zuvor seien es lediglich 97 gewesen.
„Davon sind wir relativ verschont geblieben“, betont Hautz. In Erinnerung blieb vor allem nur eine spektakuläre Suchaktion im Wilden Kaiser. Er ist überzeugt, dass die digitalen Karten auf den Mobiltelefonen helfen, Suchaktionen zu vermeiden, weil sich mit Hilfe der Technik die Wanderer auch weniger verirren.
Eine relativ positive Bilanz über den abgelaufenen Sommer zieht auch Kitzbühels oberster Bergretter, Peter Haidacher. Besonders im MTB-Bereich hat er eine Verschiebung bemerkt. „Der neue Biketrail in Kitzbühel hat sich deutlich bemerkbar gemacht, dort hatten wir über 30 Einsätze“, erklärt der Bergretter. Das habe sich aber aufgehoben, weil ja die Downhillstrecke in Kirchberg aufgrund des Fleckalmbahn-Baus heuer nicht befahrbar war. Damit hätten die Kirchberger weniger Einsätze gehabt. Im Sommer träfe es einsatzmäßig am meisten sowieso die St. Johanner, da ja vor allem im Wilden Kaiser am meisten passiert.

Die seit September zur Verfügung stehende Notfall-App  „EU-SOS-Alp“ propagieren auch die Retter im Bezirk Kitzbühel. „Mit einer neuen Funktion in dieser App, die sich unter Bergsportlern großer Beliebtheit erfreut, könnte der Standort präventiv lokalisiert und alle halbe Stunden an die Leitstelle Tirol mitgeteilt werden. Die letzten fünf Positionen werden gespeichert und später wieder gelöscht“, erklärt Landtagsvizepräsident Toni Mattle die Grundidee dieser möglichen neuen Funktion. Die Umsetzung dieser Erweiterung soll jetzt von der Tiroler Landesregierung geprüft werden. Margret Klausner

Daten & Fakten- 105 Personen verunfallt
Im Bezirk Kitzbühel verunfallten zwischen 1. Mai und 29. September insgesamt 105 Berg­sportler, 85 verletzte Personen wurden registriert. Zwei Menschen, ein Kletterer sowie ein Wanderer, bezahlten die Tour in den Bergen mit dem Leben.  Bei Flugunfällen verunfallten sieben Drachenflieger bzw. Paragleiter. Unter anderem verletzten sich 45 Personen beim Wandern sowie 25 beim Mountainbiken. Drei Menschen verunfallten beim Klettern.
Quelle: Kuratorium für Alpine Sicherheit.

Ein St. Ulricher Bergretter bei der Bergung eines Verletzten aus einer steilen Wand im Pillerseetal. Tirolweit liegt der Bezirk Kitzbühel bei den Wander- und Kletterunfällen glücklicherweise im unteren Bereich. Foto: BR St. Ulrich/Widmoser

 
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