
Abenteuer „Sariri“: Freeriden am anderen Ende der Welt
Freerider Martin Kogler zog es im Frühjahr nach Südamerika. Das Projekt „Sariri“ sorgt derzeit nicht nur bei vielen Filmfestivals für Begeisterung.
Fieberbrunn | Tief verschneite Hänge und steile Wände – ein Eldorado für Martin Kogler. Bereits mit zwölf Jahren nahm der Fieberbrunner an ersten Freeride Contests teil und wuchs immer mehr in die Szene hinein. Das Skifahren auf der Piste war ihm schnell zu langweilig. „Mit fünf Jahren bin ich zum Skiclub gekommen. Aber da hat man immer nur dort fahren dürfen, wo es die Trainer erlaubt haben. Und ständig musste man durch Stangen fahren“, schmunzelt Martin und erklärt: „Ich wollte lieber unverspurte Hänge und Rinnen fahren und Menschen treffen, mit denen ich meine Leidenschaft teilen kann.“
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Inzwischen ist Kogler 25 Jahre alt und blickt bereits auf eine lange Freeride-Karriere zurück. Contests fährt er keine mehr, dafür bleibt neben seinen vielen spannenden Projekten keine Zeit. Vor zwei Jahren sorgte der Fieberbrunner für Aufsehen, als er gemeinsam mit fünf Kollegen Tirols Bergwelt nur auf Skiern, zu Fuß oder mit Liften durchquerte. „Cross Tyrol“ begeisterte die Filmfestival-Besucher mit atemberaubenden Aufnahmen und spektakulären Rides. Nun hat es ein weiteres Projekt der „Mountaintriber“ auf die Kino-Leinwände geschafft.
Sechs Wochen durch Bolivien und Peru
Für den Film „Sariri“ verbrachten Martin Kogler, sein Freund Valentin Werner-Tutschku – bereits ein Weggefährte in „Cross Tyrol“ – und der Schweizer Andri Bieger sechs Wochen in den Anden. Vor Ort wurden sie von zwei Freeridern aus Peru und Bolivien begleitet.
„Wir haben uns im Vorfeld ein paar Gipfel ausgesucht, die wir mit Skiern befahren wollten. Aber was am Ende tatsächlich möglich sein wird, wussten wir natürlich nicht“, erzählt der Fieberbrunner und ergänzt: „Die Anden sind dann doch noch einmal etwas anderes als unsere Alpen.“
Die Freerider zog es vor allem zu den abgelegenen 6.000ern. „Es hat sich angefühlt wie das Ende der Welt. Der Respekt und die Anspannung waren groß, denn wenn hier etwas passiert, kann kein Hubschrauber helfen“, schildert Kogler.
Erstbefahrung des „Chachacomani“
Erst nachdem die erste Befahrung gelungen war, besserte sich die Stimmung: „Uns haben im Vorfeld so viele Fragen gequält: Passt das Wetter? Ist der Schnee ok? Wie reagieren wir auf die Höhe? Sind wir fit genug? Als wir nach zwei Wochen dann endlich den Gipfel erobern konnten, waren wir wirklich erleichtert.“
Das Highlight der Tour aber war die Erstbefahrung des 6.074 Meter hohen „Chachacomani“ in Bolivien. Fünf Tage benötigte das Team, um dieses Projekt zu realisieren. „Zunächst mussten wir ins Bascamp gehen, dann folgte der Aufstieg ins High Camp. Am Gipfeltag sind wir um drei Uhr in der Früh losmarschiert. Gegen 17 Uhr waren wir schließlich wieder im High Camp zurück. Die Befahrung war gelungen. Am nächsten Tag ging es zurück ins Base Camp.“
Erinnerungen bleiben ein ganzes Leben
Wie es den fünf Freeridern während der Expedition ergangen ist, zeigt der Film „Sariri“ in eindrucksvollen Bildern – Details werden hier nicht verraten. Ganz so einfach, wie es sich die fünf erhofft hatten, war es nicht. Rückblickend waren die Strapazen jedoch jede Mühe wert. „Es war mein erstes großes Projekt so weit weg von zu Hause. Ich habe dabei eine ganz andere Kultur kennengelernt und viele spannende Menschen getroffen. Diese Erinnerungen bleiben ein Leben lang“, ist sich Martin Kogler sicher.
Auch für diesen Winter hat er natürlich wieder ein Abenteuer geplant – dieses Mal wohl wieder in den Alpen. „Die Reise hat mir gezeigt, dass es auch bei uns wunderschön ist. Die Liste an Ideen ist lang. In der Vergangenheit hat dafür leider oft der Schnee gefehlt. Ich hoffe, dass es heuer mit den Bedingungen klappt“, so der Fieberbrunner. Er wäre jedenfalls bereit für den Winter. sh
Bild: Der Gipfelhang des 6.034 Meter hohen „Tocllaraju“ stellte die fünf Freerider bereits beim Aufstieg von große Herausforderungen. Foto: Mountaintribe