Kitzbüheler Anzeiger
15.09.2019
News  
 

5G- und Breitbandinfoabend in Reith

Was bedeutet 5G eigentlich und welche Folgen hat es für die Bevölkerung? Diese und weitere Fragen beantwortete das hochkarätige Podium, das auf Einladung der Gemeinde Reith über die 5G- und Breitbandversorgung im ländlichen Raum diskutierte.

Reith | Grundsätzlich geht es um die Versorgung der Bevölkerung mit schnellem Internet – ob „zu Lande“ (Glasfaserkabel) oder „in der Luft“ (5G Mobilfunk). Denn eine funktionierende Anbindung an das weltweite Netz ist nicht nur für die Bürger im Privaten immer wichtiger – so steigt das Datenvolumen jährlich um 100 Prozent – es wird auch zunehmend zur Standortfrage für Unternehmen.  Reiths Bürgermeister Stefan Jöchl führte dazu aus: „Wenn wir von Infrastruktur sprechen, dachten wir vor 10 Jahren noch an Dinge wie Wasser und Kanal. Heute geht es um‘s Internet.“ Mit der Breitbandinitiative des Landes Tirol sei „ein Ruck“ durch alle Gemeinden gegangen, gerade unser Bundesland war Musterschüler in der Umsetzung, wie auch Arno Abler, GF der Breitbandserviceagentur Tirol bestätigt. „Aktuell gibt es in Tirol rund 180 Gemeindeprojekte zum Breitbandausbau.“ Das Tiroler Modell ist dabei höchst erfolgreich: Die Gemeinde stellt quasi die Infrastruktur zur Verfügung, alle Provider können zu den gleichen Bedingungen darauf zugreifen. Die Baukosten für die Kommunen werden wiederum durch Mittel von Land und Bund gefördert. Dadurch konnte die Erschließung mit Kabel schon relativ schlagkräftig und schnell vorangetrieben werden. Die Strategie der Breitbandagentur sieht entsprechend so aus: „Der Haupttraffic der Daten soll über Glasfaser laufen, ergänzt mit 5G“. Denn diese beiden Infrastrukturen schließen sich nicht aus, im Gegenteil: Das Kabel wird schließlich salopp gesprochen als „Hausanschluss“ gelegt. 5G ist das Mittel der Wahl für mobile Versorgung unterwegs, für smarte Lösungen in Industrie und Gewerbe bzw. für mit Glasfaser schwer erreichbare Orte.
„Wir sind dafür da, Daten ohne Stau und sicher zu transportieren“, zog der Chef von Magenta (ehemals T-Mobile), Andreas Bierwirth, einen Vergleich mit dem Verkehrswesen. „5G ist das Zauberwort. Wir kommen so von einer vierspurigen, zu einer 40-spurigen Autobahn.“

Verunsicherung deutlich spürbar
So weit, so gut. Aber auch Bierwirth wird natürlich immer wieder konfrontiert mit den Befürchtungen, 5G-Strahlung schade der Gesundheit.  „Es sind viele Gerüchte im Umlauf“, beklagt Bierwirth. „Die Psychologie löst einiges aus. Die größte Strahlengefahr kommt vom Gerät – dem Handy selbst – vor allem, wenn es nach einem Sender sucht.“ Somit ist es sogar von Vorteil, wenn man dem Handy ein ausgeglichenes und starkes Netz anbietet.
Kritische Nachfragen gab es diesbezüglich aus dem Publikum. Grundsätzlich ärgere man sich darüber, als 5G-Kritiker in‘s „esoterische Eck“ gestellt zu werden – so der Tenor. Und: Wie sieht die 5G-Forschung in der Zukunft aus? Was sagen Studien zu den gesundheitlichen Aspekten? Dazu erläuterte Bierwirth: „Man forscht derzeit an 5G-Frequenzen, die nicht mehr im Lichtbereich liegen.“ Von einer Umsetzung dieser Technologie ist man aber noch viele Jahre entfernt und sie entspricht nicht dem 5G-Standard, der aktuell gestartet worden ist. Margarete Schramböck, bis vor Kurzem Ministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, ergänzte dazu: „Wir werden uns das dann sehr genau anschauen. Wenn man weitergeht muss man natürlich achtsam sein.“ Generell verortet Schramböck „die staatliche Aufgabe  darin, die Gesundheitsstandards einzuhalten.“ Was selbstverständlich passiert. Sie verweist auf laufende Studien und die WHO. Die Immissionen seien „nicht gesundheitsschädlicher als die einer Glühbirne“, ergänzt Schramböck. Zu den bereits existierenden Studien wird demächst übrigens eine weitere dazu kommen.

Das österreichische Parlament gab eine Untersuchung zu 5G in Auftrag – die Ergebnisse sollen im Jänner 2020 „in leicht lesbarer Form“ vorliegen.  Andreas Bierwirth erläuterte, ihm sei durchaus bewusst, dass er als Vertreter der Mobilfunkbranche keine Glaubwürdigkeit in den Augen der Kritiker genieße. Auch er als Bürger wie jeder andere sei allerdings daran interessiert, keine schädlichen Strahlen in der Luft zu haben. Und: „Daran glaube ich zutiefst, es ist physikalisch erwiesen.“ Margarete Schramböck wies hingegen einmal mehr auf die immensen Vorteile hin, die schnelles Internet bietet. Sie sprach sogar von einer „Reindustrialisierung Europas“, denn die Digitalisierung bietet enorme Chancen, gerade für Klein- und Mittelbetriebe. Dazu profitiert jeder einzelne Bürger auch in seinem privaten Medien- und Datenkonsum von schnellerem Internet.
Dennoch: Nachgefragt, was jeder Einzelne tun kann, um die Strahlung bei sich zu Hause zu verringern, gibt es eine eindeutige Antwort von allen Diskussionspartnern: „Handy aus bzw. in den Flugmodus.“ Arno Abler wies zudem darauf hin, dass es sich lohnt, auf den SAR-Wert seines Gerätes zu achten. Elisabeth Galehr

Bürgermeister Stefan Jöchl (2.v.l.) bzw. die Gemeinde Reith lud den GF der Breitbandagentur Tirol, Arno Abler (l.), Margarete Schramböck und Andreas Bierwirth, CEO von Magenta, ein. Foto: Galehr

 
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