Kitzbüheler Anzeiger
09.05.2016
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20 Plätze werden noch gesucht

Der St. Johanner Gemeindeführung ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, beinahe die gesamte Anzahl der von Land und Bund geforderten Wohnmöglichkeiten für Asylwerber zu organisieren.

St. Johann | Auf Hochtouren, trotz Gemeinderatswahlen, haben die St. Johanner Mandatare an einer Lösung für die Unterbringung von geflüchteten Menschen gearbeitet. „Wir sind beinahe am Ziel, es fehlen uns lediglich zwanzig Plätze, damit wir die Quote von 1,5 Prozent der Wohnbevölkerung (138 Plätze) erfüllen. Ich bin guter Dinge, dass wir die restlichen Plätze auch noch organisieren können“, berichtete Bürgermeister Stefan Seiwald in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Rückblick: Vor Weihnachten ging es in St. Johann Schlag auf Schlag in Sachen Unterbringung von Asylwerbern. Zuerst wurden die Pläne des Landes bekannt, zwei Holzhäuser auf dem Areal gegenüber der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Weitau für 104 Menschen zu errichten, dann drohte der Bund das Durchgriffsrecht im Areal des St. Johanner Heereslogistik-Zentrums anzuwenden. Ein Containerdorf mit Unterkünften für bis zu 450 Menschen stand im Raum, weil das Land Tirol die Aufnahmequote nicht erfüllt. Die St. Johanner Gemeindeführung sprach sich zwar geschlossen gegen die geplanten Großquartiere aus, wollte sich aber nicht aus der Verantwortung stehlen. Eine parteiübergreifende Arbeitsgruppe (ohne Beteiligung der FPÖ) wurde ins Leben gerufen.

Land legt Unterkünfte bei der Weitau ad acta

„Nach einer Elefantenrunde mit Vertretern von Land und Bund wurde vereinbart, wenn wir es schaffen bis 30. Juni insgesamt 138 Plätze zur Verfügung zu stellen, von den Plänen Abstand zu nehmen“, erklärt Bgm. Seiwald. Dass die Pläne der Groß-Quartiere vom Land Tirol nun nicht mehr weiterverfolgt werden, bestätigt Georg Mackner, Pressesprecher der Tiroler Sozialen Dienste GmbH.

Die ersten Menschen sind bereits angekommen

Insgesamt dienen vier Häuser als Unterkunft für die geflüchteten Menschen. Zwei davon stellt mit der ehemaligen Pension Riedl und dem benachbarten Musikheim die Marktgemeinde zur Verfügung. Die anderen beiden Häuser werden von renommierten St. Johanner Unternehmerfamilien bereit gestellt, wobei eine Familie zur Gänze auf die Einnahmen verzichtet. „Besagte Familie tut das aus rein humanitären Gründen. Sie will daran nichts verdienen und spendet alle Einnahmen aus der Vermietung“, erklärt der Bürgermeister.

FPÖ enthält sich geschlossen der Stimme

Die Tiroler Soziale Dienste GmbH (TSD) wickelt im Auftrag des Landes die Unterbringung der geflüchteten Menschen ab. Die dafür benötigten Mietverträge wurden im Gemeinderat abgesegnet, lediglich die FPÖ enthielt sich geschlossen der Stimme. „Wir sind nicht generell komplett gegen die Flüchtlingsunterkünfte. Wir sprechen uns aber klar gegen den Standort aus. Im Wahlprogramm haben wir uns für einen Nutzung des Riedl-Hauses zur Kinderbetreuung oder für Senioren ausgesprochen - daran halten wir fest. Für uns ist der Standort neben einer Kinderkrippe nicht der richtige“, erklärt FPÖ-GR Claudia Pali am Tag nach der Sitzung gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger.

Die Investitionen, welche die Marktgemeinde in die Unterkünfte leisten musste, amortisieren sich, laut Bürgermeister Seiwald, innerhalb der nächsten sieben Monate durch die Mieteinnahmen.

Betreuer helfen dabei, sich zurecht zu finden

Derzeit ist in St. Johann ein Betreuer für die geflüchteten Menschen zuständig. „Die Quartiere werden Schritt für Schritt bezogen. Ab Mitte Mai kommt dann ein zweiter Betreuer dazu“, erklärt Georg Hochfilzer von den TSD. Die ersten Kinder gehen bereits in die Schule, ein Deutschkurs wurde gestartet. Hochfilzer weist darauf hin, dass die geflüchteten Menschen keine 24-Stunden-Betreuung brauchen. „Sie waren zuhause ja auch auf sich alleine gestellt und haben überlebt“, schmunzelt Hochfilzer. In allen Unterkünften versorgen sich die Menschen selbst, sie kochen selbst, gehen einkaufen etc. „Das ist auch für die Integration wichtig“, erklärt Hochfilzer.

Grüne und FPÖ fordern Infoveranstaltung

Die Ankunft von den neuen Nachbarn wirft in der St. Johanner Bevölkerung Fragen und auch Ängste auf, wie die Grüne-GR Maria Melle Strele aufmerksam macht. Sie forderte daher eine Informationsveranstaltung. „Wir finden es wichtig, dass offensiv und umfangreich informiert wird, um Vorurteile und Ängste schon im Vorfeld aus dem Weg zu schaffen“, betont Strele. Die FPÖ schloss sich dieser Forderung an.

Bürgermeister Stefan Seiwald will im Rahmen der öffentlichen Gemeindeversammlung, die für Juni geplant ist, die Bürger informieren.
Johanna Monitzer 

 
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