Kitzbüheler Anzeiger
25.10.2014
News  
 

Zwischen Rausch und Wahnsinn

Eine Lesung, die unter die Haut ging. Ungeschönt und Ungeschminkt.

St. Johann | „Wir sahen die Gerippe vor uns, die einst Freunde waren.“ Bedrückendes Schweigen im dunklen Kaisersaal am vergangenen Freitagabend.  Das Streichquartett „Sonare Linz“ setzt zum Spiel an. Karl Markovics setzt sich wieder auf seinen Hocker, überkreuzt die Beine,schließt die Augen. Die Worte wirken.

Der begnadete Schauspieler Karl Markovics las nicht, er lebte die Tagebucheinträge und Briefe aus der Kriegszeit zwischen 1913 und 1918. Der Kriegsrausch, die Kampfeslust, das nicht-wahrhaben-wollen und am Ende das große Leid - in all seinen Facetten. Er flüsterte, schrie und verzweifelte.

Anhand biografischer Momentaufnahmen wurde das Schnittbild einer Menschheitskatastrophe gezeichnet. Was als Jubelfeier begann endete mit 17 Millionen Toten.

Auf eine Pause in der Lesung „Stahlgewitter. Erinnerungen an das Ende der Alten Welt“ wurde bewusst verzichtet. In der Pause bei einem Glas lustig zu plaudern, wäre auch grotesk gewesen.

Und so manch einer fragte sich wohl, wenn man die heutige politische Weltlage betrachtet - haben wir eigentlich etwas aus unserer Geschichte gelernt? Johanna Monitzer

Bild: Das Streichquartett „Sonare Linz“ (Peter Gillmayr, Kathrin Lenzenweger, Christoph Lenz und Judith Bik) untermalte die Worte von Karl Markovics stimmungsvoll. Fotos: Monitzer

 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen