Kitzbüheler Anzeiger
26.11.2014
News  
 

Widmung mit „Zähneknirschen“

Ein „Deal“ ermöglicht den Bau einer Pflegeschule in St. Johann neben dem Bezirkskrankenhaus.

St. Johann | Mit „Zähneknirschen“, wie es manche Mandatare in der jüngsten Sitzung ausdrückten, stimmte der Großteil des St. Johanner Gemeinderates (17 Ja, 2 Nein), den für den Bau der Pflegeschule notwendigen, Widmungen zu. Der „Deal“ schaut folgendermaßen aus: Der Gemeindeverband bekommt das Grundstück im Ortszentrum für den Bau einer Pflegeschule zum Preis von rund 600 Euro/Quadratmeter. Im Gegenzug dazu bekommt der Besitzer 1.000 Quadratmeter Freiland in Wohngebiet zur Eigennutzung umgewidmet.

„Normalerweise keine Widmung“

„Die Vorgespräche mit dem Land ergaben, dass der Grundstücksbesitzer unter normalen Umständen keine Widmung in Wohngebiet erhalten würde, das Land gibt aber seine Zustimmung, da es sich hier um öffentliches Interesse handelt“, erklärt Bauamtsleiter Harald Jäger.

Viele Gemeinderäte befanden sich in einem Gewissenskonflikt. „Mir geht es um die Pflegeschule - die ist enorm wichtig. Aber es ist auch ein Wahnsinn, wie die Gemeinde hier erpresst wird. Wenn wir so weitermachen kommen wir in Teufelsküche“, meinte etwa Heribert Mariacher (FPÖ).

Raumordnungsvertrag zur Absicherung

Seit eineinhalb Jahren ziehen sich die Verhandlungen um das Grundstück für die Pflegeschule hin. Mittels Raumordnungsvertrag will sich die Gemeindeführung gegen eine mögliche Spekulation absichern. „Es wird konkret für Eigenbedarf gewidmet - das heißt, er, seine Kinder oder Enkel dürfen dort bauen. Falls er sich nicht daran hält, hat sich die Gemeinde innerhalb der nächsten 15 Jahre das Vorkaufsrecht gesichert. Der Grundstückspreis wird dann  durch die Kriterien der Wohnbauförderung ermittelt und zusätzlich wird eine Pönale von 300.000 Euro fällig“, erklärt Bürgermeister Stefan Seiwald. Sollte besagtes Grundstück bebaut veräußert werden, hat auch hier die Gemeinde das Vorkaufsrecht, jedoch wird das Gebäude, welches errichtet wurde, zum Schätzpreis gehandelt.

Pflegekräfte werden dringend gebraucht

Wie dringend gut ausgebildete Pflegekräfte im Bezirk gebraucht werden, zeigt sich aktuell im neu eröffneten Wohn- und Pflegeheim in Oberndorf. 31 Betten können aufgrund Personalmangels noch nicht belegt werden. „Um in den Vollbetrieb gehen zu können, benötige ich 25 Vollzeitkräfte“, berichtet Pflegeheimleiter Matthias Pfanner.

Zurzeit sei die Situation mit den Pflegekräften sehr angespannt, jede Institution würde der anderen die Fachkräfte abwerben, so Pfanner. „Um die Qualität im Pflegesektor zu halten bzw. zu verbessern wäre eine Schule dringend notwendig. Andere Schulstandorte haben das bereits vorgelebt“, meint der Heimleiter.

Projekt liegt fix und fertig in der Schublade

Das ausgearbeitete Projekt für den Bau und Betrieb einer Pflegeschule liegt bei Pflegedirektor Harald Sinnhuber in der Schublade. „Ich hoffe, dass der Kauf so schnell wie möglich über die Bühne geht. Es ist alles vorbereitet für eine Einreichung beim Land“, erklärt Sinnhuber gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger.

Geplant wäre eine Schule mit zwei Ausbildungsschienen: Eine dreijährige Ausbildung im gehobenen Dienst und eine einjährige Ausbildung zum Pflegehelfer.

„Schule funktioniert nur mit Krankenhaus“

Warum nur ein Standort in unmittelbarer Nähe des Bezirkskrankenhauses Sinn macht, erklärt der Pflegedirektor: „Es handelt sich dabei nicht nur um eine theoretische Ausbildung. Die Schüler gehen zum Praxis–unterricht ins Krankenhaus und Ärzte vom Krankenhaus unterrichten die Pflegeschüler. Auch die Infrastruktur der beiden Häuser kann so kostengünstig genutzt werden.“
Johann Monitzer

Bild: Am Areal neben dem Krankenhaus, wo sich jetzt noch eine Gärtnerei befindet, soll eine Pflegeschule entstehen. Foto: Monitzer

 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen