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Kitzbüheler Anzeiger
04.05.2015
News  
 

In der Fremde nicht mehr so fremd

Die Hopfgartner Willkommensinitiative veranstaltete vergangene Woche den Begegnungsabend. Es war ein Abend des gegenseitigen Kennenlernens, bei dem Hopfgartner Gemeindebürger einiges über die seit Februar im Ort lebenden 21 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Iran erfahren konnten.

Hopfgarten | Die Angst um das eigene Leben ließ die 21 Männer, Frauen und Kinder in eine ungewisse Zukunft aufbrechen. Fern der Heimat versuchen sie nun ein neues Leben anzufangen. Wie es weitergeht wissen sie noch nicht. Ihre Asylanträge sind am Laufen. Erst mit der Bestätigung, dass sie in Österreich bleiben dürfen, werden sie wohl mit dem Grauen in ihrer Vergangenheit abschließen können.

Damit sich die Menschen aus dem Iran, Syrien und aus Afghanistan, die seit Februar in Hopfgarten untergebracht sind, mit den Bürgern besser anfreunden können, wurde ein Begegnungsabend organisiert. Die Willkommensinitiative gestaltete gemeinsam mit dem Katholischen Bildungswerk das Programm. Eröffnet wurde der Abend in der Salvena, die sehr gut besucht war, von den Volkschulkindern mit dem „Willkommenstanz“. Und auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz. Am Buffet, für das die Flüchtlinge Spezialitäten aus ihren Heimatländern zubereitet hatten, gab es auch heimische Schmankerl vom Kulinarium Kitzbühel.

Menschen mit Geschichten, Menschen mit Gesichtern

Nachdem die 21 Personen persönlich vorgestellt wurden, gaben - stellvertretend für alle - drei junge Männer einen Einblick in ihre Heimat.

Parsa ist mit seinen Eltern und seinen zwei Schwestern aus dem Iran nach Österreich geflohen. Er ist zwar erst zwei Monate in Hopfgarten, spricht aber schon sehr gut deutsch. Derzeit besucht er die Polytechnische Schule. Er zeigte den Hopfgartnern Bilder aus dem Iran aus einer Zeit, in der das Land noch liberal war und wie es sich durch die Machtübernahme durch Ayatollah Khomeini geändert hat. Parsa‘s Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann, jedoch gehört die Familie einer religiösen Minderheit an und muss sich deshalb um ihr Leben fürchten.

Die Angst vor dem Terror

Die Angst vor dem Terror begleitet Sikia aus Afghanistan. Im Gegensatz zu Parsa spricht er weder Deutsch noch Englisch. Jedoch sprang der junge Iraner gleich als Dolmetscher ein. Gemeinsam mit seiner Schwester floh Sikia aus seiner Heimat. Das gebirgige Land wird seit Jahrzehnten von Terroristen tyranisiert. Religiöse oder politische Freiheiten gibt es nicht. Taliban und IS-Kämpfer machen vor nichts halt, auch Weltkulturdenkmäler wurden zerstört. Der größte Wunsch von Sikia ist es in Frieden zu leben.

Das schreckliche Gesicht des Krieges

Amsa studierte in Syrien Journalismus und Sozialwissenschaften. Wie jeder Mensch hatte auch er Träume. Doch der Krieg machte alle Vorstellungen zunichte. Bevor Amsa seinen Film ablaufen ließ, entschuldigte er sich für die Bilder, die den Krieg in einer unbeschönigten Weise zeigen. Amsa spricht von Bürgerkrieg, nicht nur die IS-Kämpfer sondern auch die Truppen der Nusra-Front sorgen für Unruhe und zahlreiche Tote in seiner Heimat. Den schönen Ansichten von Damaskus folgen Bilder der Zerstörung. Zerbombte Städte, Tote und zahlreiche Verletzte. Viele von ihnen Kinder. Aber nicht nur der Krieg ist ein Problem in Syrien, erzählt Amsa, es kommt noch Hunger, Durst und auch die Kälte dazu. Zudem fehlt es an Medizin.

Amsa hofft, dass ein internationales Tribunal für Frieden in Syrien sorgen wird und appelliert auch an die österreichische Regierung, den Menschen in seiner Heimat zu helfen. Er selbst hat schon einen ersten Schritt gemacht. Amsa gründete in Österreich eine Hilfsorganisation für seine Landsleute. Während die Kinder nun in Hopfgarten die Schule besuchen, können die Erwachsenen in gemeinnützigen Einrichtungen arbeiten.

Unterstützung für die Flüchtlinge

Die Willkommensinitiative kümmert sich übrigens schon seit Eröffnung der Unterkunft mit sehr viel Engagement um die Flüchtlinge: Fahrten zu Behörden und zu Arztbesuchen, Sprachkurse, Hilfe beim Schulbesuch für die Kinder – vielfältige Unterstützung, um den Aufenthalt in Hopfgarten zu erleichtern.  

Es gibt auch eine Email­adresse für all jene, die gerne helfen würden: Wer ein Mail an sonet@gmx.at schickt, erhält eine aktuelle Liste mit jenen Dingen, die benötigt werden und bekommt auch Informationen zum Flüchtlingsprojekt.
Elisabeth M. Pöll

 
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