Kitzbüheler Anzeiger
14.09.2014
News  
 

Eine gefährlich giftige Schönheit

Der Riesen-Bärenklau wuchert auch bei uns und führt bei Hautkontakt zu schweren Verbrennungen. Die Bergwacht versucht seit Jahren der Plage Herr zu werden.

Aurach, Jochberg | Klaus Fuchs von der Bergwacht staunte nicht schlecht, als er das Feld mit den rund vier Meter hohen Riesen-Bärenklau erblickte. 30 bis 45 Pflanzen bildeten einen richtigen kleinen „Bärenklau-Wald“. Was auf den ersten Blick schön anzuschauen ist, kann fatale Folgen haben. Der Riesen-Bärenklau ist eine hochgiftige Pflanze. Der Hautkontakt führt zu schweren Verbrennungen und allerlei Beschwerden. „Wenn wir die Pflanzen entfernen, tragen wir Schutzkleidung und trotzdem verspüren wir oft Übelkeit und haben Kopfschmerzen“, erzählt Fuchs.

Seit neun Jahren versucht die Bergwacht nun der Plage Herr zu werden. Die Aufgabe gleicht einer Sisyphos-Arbeit - so werden immer wieder neue Standorte entdeckt. Das Ausmaß des Standortes, welcher vor kurzem in Aurach entdeckt wurde, sprengt aber das bisher dagewesene. „Die Pflanzen konnten sich hier ungehindert ausbreiten. So etwas darf nicht passieren, wenn jemand eine Pflanze entdeckt soll er dies bitte umgehend bei uns oder der Bezirkshauptmannschaft melden“, betont Fuchs.

Wie sich die Pflanze bei uns ansiedeln konnte

Der Riesen-Bärenklau kommt bislang vor allem in den Gebieten Aurach (Wildgraben) und  Jochberg (Alte Wacht, Jochberger Wald, ehemalige Mülldeponie) vor. Aktuell gibt es auch einen Standort in Kössen, wie der Sachverständige für Naturkunde der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel, Wolfgang Oesterreicher, erklärt. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Asien und wurde von Ahnungslosen als Zierpflanze eingeführt. Eine Zeit lang wurde sie auch Imkern als Bienenweide empfohlen.

Die BH hat die Bergwacht mit der Entfernung der Pflanzen und der Überwachung der Standorte beauftragt. Unterstützung bekommt die Bergwacht  von der Lebenshilfe, die sich fleißig um die kleineren Pflanzen kümmert. Bei einer Pflanzengröße und -dichte, wie sie in Aurach vorgefunden wurde, hilft aber nur mehr der Bagger. „Die Wurzeln waren bis zu 75 Zentimeter tief in der Erde“, erzählt Fuchs.

Der Bärenklau ist  zäh und ausdauernd

Über siebzig Stunden haben Fuchs und seine Kameraden heuer bereits kleiner und größeren Bärenklau-Pflanzen ausgegraben. Die Pflanzen werden getrocknet und dann verbrannt. „Die meisten Standorte haben wir im Griff, es ist ein langer Prozess, aber wir denken positiv“, erklärt Fuchs. Wie ausdauernd und zäh diese Pflanzen sind, zeigt der Sachverständige Wolfgang Oesterreicher auf: „An einem Standort in Kirchdorf gibt es seit 2006 keine Pflanzen mehr die blühen, jedoch kommen immer wieder neue Pflanzen, da die Samen so widerstandsfähig sind.“

Gelingt es die Pflanze wieder auszurotten?

Laut Experten dauert es bis zu zehn Jahre, bis ein Standort als komplett „Bärenklau-frei“ gilt. Wenn die Arbeit der Bergwacht und der Lebenshilfe nicht wäre, dann würde es bereits ähnlich weit verbreitet sein, wie das Springkraut. „Keiner sieht den Aufwand dahinter, aber wenn hier keiner was machen würde, wären die Schäden erheblich“, betont Oesterreicher. Ob die Ausrottung jemals gelingt sei schwer abzuschätzen, so der Experte.
Einen wesentlichen Beitrag dazu kann die Bevölkerung leisten: Bei Sichtung von Riesen-Bärenklau bitte die BH oder die Bergwacht verständigen. Infos und Zuständigkeiten unter www.bergwacht-bezirk-kitzbuehel.org. Johanna Monitzer, Foto: Bergwacht Kitzbühel

Daten & Fakten

Der Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude oder Herkuleskraut genannt, ist ein Doldenblüter, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammt. Die Pflanze bildet photosensibilisierende Substanzen, die in Kombination mit Sonnenlicht phototoxisch wirken. Berührung führen bei Menschen und Säugetieren zu schmerzhaften Quaddeln und blasenbildenden, schwer heilenden Verbrennungserscheinungen. Auch Fieber, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme können die Folge des Umganges mit der Pflanze sein. Giftfrei sind die Stängel erst dann, wenn sie vollständig abgestorben sind und nur noch das weiße Zellskelett steht.

Der Riesen-Bärenklau wurde in Europa durch den Menschen eingeführt, auf natürlichen Wegen hätte diese Pflanze nie unsere Lebensräume erreicht. Die Fähigkeit der Pflanze (bis zu 50.000 Samen pro Pflanze), schnell und große Flächen zu besiedeln, ergibt sich auch aus der Schwimmfähigkeit der Samen von bis zu drei Tagen. (Quellen: waldwissen.net, wikipedia)

 
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