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Kitzbüheler Anzeiger
23.11.2015
News  
 

Baugründe trotz schlechter Wertung

Baugründe für Einheimische ist derzeit das Thema im Kirchberger Gemeinderat. Um dies zu realisieren will man nun ein 22.000 Quadratmeter großes Areal umwidmen. Der Haken: von den gewünschten 50 Bewertungspunkten als Minimum wurde das Grundstück nur mit 27 Punkten bewertet.

Kirchberg | Seit einiger Zeit beherrscht das Thema „leistbares Wohnen“ den Kirchberger Gemeinderat. Auf Bestreben von Alois Leiter (SPÖ) und Vizebürgermeister Stefan Hetzenauer (Liste WAU) soll sich die Gemeinde Vorsorgeflächen sichern und so auch künftig ein leistbares Eigenheim für Einheimische sichern. Bei der Gemeinderatssitzung wurde dieses Vorhaben konkretisiert. Mit der bereits gängigen 50/50 Regelung könnte die Gemeinde die Hälfte des 2,2 Hektar großen Grundstückes von der Bergeinteressentschaft ankaufen. Die andere Hälfte dürfte von den Eigentümern frei verkauft werden.

Auf den ersten Blick ein wunderbares Projekt. Jedoch wurde über dieses Areal im Kirchberger Gemeinderat schon einmal diskutiert. In der Juli-Sitzung 2013 entschieden sich alle Gemeinderäte, mit Ausnahme einer Enthaltung, gegen ein Vorhaben in diesem Bereich. Das Grundstück wurde von Raumplaner Andreas Lotz mit 27 von 104 möglichen Punkten bewertet. Genau nach jenen Richtlinien auf die man im Gemeinderat im April 2012 so stolz war. Durch das Bewertungssystem wollte man eine klare Handhabe bei Widmungen schaffen.

Die geringe Bewertung seitens des Raumplaners ist für Leiter kein Hindernis. Schließlich entscheidet die Gemeinde über die Widmung und kann die Empfehlung auch außen vor lassen. „Das Grundstück ist geeignet und wir sollten rasch zugreifen“, erklärte Leiter im Gemeinderat.

Kritik an der Vorgangsweise

Kritik zu dem ganzen Vorhaben kam von Franz Heim (Liste WAU). Vor allem die Vorgangsweise störte Heim. Das Projekt wurde nicht wie üblich zuerst im Raumausschuss präsentiert, sondern nur den Fraktionsleitern in einer eigenen Sitzung. Zudem kritisierte Heim, dass Stellungnahmen noch fehlen. Auch befindet sich ein Teil des Grundstückes in der roten bzw. in der gelben Zone des Wildbach- und Lawinenschutzverbaus. Der Bau in einer gelben Zone wird durch Sicherungsmaßnahmen deutlich verteuert.

„Wir haben uns die Richtlinie für die Raumordnung schwer erarbeitet. Bis jetzt wurden so 108 Anträge behandelt, unabhängig vom Bewerber“, verteidigt Heim die Bewertungsrichtlinien, nach denen er auch gerne weiterhin die Widmung beschließen will.

„Wir haben viele Interessenten mit einer ähnlichen Bewerbung gleich vom Tisch gewischt. Wenn wir das Bewertungssystem jetzt ‚overrulen‘, müssen wir das ganze Punktesystem hinterfragen“, äußerste sich Andreas Schipflinger (Liste Unser Kirchberg).

Häuslbauer benachteiligt

In Erklärungsnot wird der Gemeinderat auch kommen, wenn bei einer derart niedrigen Bewertung Bauvorhaben genehmigt werden, währen viel höher bewertete Projekte abgelehnt wurden. Von Vizebürgermeister Josef Schroll kam der Vorschlag, das Projekt nochmals bewerten zu lassen, da auch einige Dinge ergänzt wurden und sich zum letzten Antrag geändert haben.

Bitterer Beigeschmack

Zudem ortete Franz Heim auch fehlende Objektivität bei Alois Leiter für dieses Projekt. Leiter, der von den acht Grundeigentümern eine Vollmacht besitzt, streitet eine Befangenheit nach dem Paragraphen 29 der Tiroler Gemeindeordnung ab. „Ich habe damit noch nichts verdient“, konterte Leiter.

Klare Worte zum Ende der Diskussion sprach Bürgermeister Helmut Berger: „Ich will nicht, das der Eindruck entsteht, dass Großgrundbesitzer und Häuslbauer unterschiedlich behandelt werden.“ Berger befürwortete den Weg in den Ausschuss, der sich nun mit dem Thema intensiv beschäftigen wird. Einig war man sich, dass das Projekt noch vor der Wahl im Februar noch einmal im Gemeinderat landen soll. Elisabeth M. Pöll

 
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